Herbstblues 🎶

Der Herbst ist da. Die Bäume üben sich im Loslassen. Und mit jedem Blatt das jetzt vom Himmel fällt wird mir bewusst was ich in diesem Jahr so alles schon gehen lassen habe.

Das Nähzimmer vom Burgberger Zwirnle liegt im Dornröschenschlaf. Das letzte gestickte Edelweiß hängt unvollendet im Stickrahmen, eine Yogahose wartet, bereits zugeschnitten, darauf unter die Nähmaschine zu wandern und der Versuch meine Strickjacke mit Kellerfalte endlich fertig zu stricken 🧶 ging auch daneben. Mein Kopf überhitzt schon, wenn ich die vielen Unvollendeten nur ansehe.

Mein Vokabeltrainer wartet jetzt bereits seit neun Monate auf meine Rückkehr. Italiano, che bella lingua. Mi dispiace non poter più imparare l’italiano 😪.

Eine Frechheit, wenn dir genau das Modell des geliebten Traumbikes das du erst im Frühjahr unter Tränen verkauft hast, jedes Mal aus dem Fahrradladen zuwinkt und leise flüstert: „Na komm, eine kleine Ausfahrt mit mir, und du bist wieder der glücklichste Mensch auf der Welt!“ Und das Verrückte daran ist, es hat ja so recht, das wäre ich tatsächlich. Halt nur für eine halbe Stunde, die ich spätestens in zwei Tagen aufs Bitterste bereuen würde. Also grüsse ich einfach jedes Mal im Stillen freundlich, huldvoll und distanziert (fast wie Queen Elisabeth, Gott hab sie selig) zurück.

Das gerade erst gefallene Blatt trug die Idee einer Kurzreise mit sich fort. Es war mir schon bei der Buchung im August klar, dass das eine ganz knappe Kiste werden wird. Ich war darauf fokussiert irgendwie die Hinfahrt zu überstehen, dann zwei Tage dort auszuruhen, um die Rückfahrt wieder zu überstehen. Ich hatte Matthias einen Baristakurs dort geschenkt, den er schon so lange machen will. Jetzt haben wir auch diesen Urlaub wieder storniert, weil ich den nicht unbegründeten Verdacht habe, dass selbst die Hin- und Rückfahrt mich kräftemässig völlig überfordert.

Ich will ehrlich sein. Grad fehlt mir ein wenig die Hoffnung. Es wird Zeit, dass sich auf das gefallene Herbstlaub 🍂 eine dicke Portion Schnee legt. Einen funkelnden Eiskristallteppich webt, der meinen Verlust weich zeichnet und jeden Schritt darauf wohltuend dämpft. Und vielleicht bringt der Lauf der Jahreszeiten ja sogar auch für mich im Frühjahr wieder ein lebendiges Grün daraus hervor.

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