Ich hoffe es geht dir gut!

Ein Satz, so gut gemeint er sein mag, schlägt mir jedoch mitten in den Solarplexus. Kann, trotz schwarzem Gürtel im Judo, so schnell gar nicht reagieren wie die Faust in meinem Magen landet. Mir bleibt die Luft weg, ringe um meine Fassung und mir schiessen sofort die Tränen in die Augen. Zu groß der mit dieser Aussage einhergehende Schmerz, Worte die mich gnadenlos verletzen, wenn sie von einer Person kommen die meine Situation genau kennt.

Ich hoffe es geht dir gut!

Für mich einer der fettesten Trigger überhaupt.

Seit mich vor Tagen die Nachricht mit dieser Aussage erreichte, hat sie mich in ihrem Würgegriff, suche ich nach Erklärungen, wieso mich dieses so vermeintlich lapidare Wortgeflecht so danieder streckt.

Ich denke an dieses Kommunikationsding (Sender/Empfänger). Ich kann natürlich überhaupt nix dazu sagen, was der Sender mir mitteilen will. Hier mal die Botschaften die ich, absolut subjektiv, mit dieser Aussage empfangen habe:

  • Brauchst nicht antworten, ich habe mir ja die Antwort schon selbst gegeben
  • Ich ignoriere deine Erkrankung
  • Ich möchte nur positive Nachrichten hören
  • Bitte belaste mich nicht mit deinen Problemen
  • Ich erwarte keine ehrliche Antwort, es geht mir gut damit, zu hoffen, dass es dir gut geht
  • Lass uns über was anderes reden, ich weiß nicht wie ich mit deiner Erkrankung umgehen soll
  • Du bist ja hoffentlich jetzt endlich wieder gesund
  • Können wir bitte zur Tagesordnung übergehen

Ja, ich weiß, es ist oft die Hilflosigkeit, das so zwanghafte Festhalten an der Hoffnung, dass wieder alles gut ist. Egal ob Verlust eines geliebten Menschen, Krebserkrankung oder chronische lebensverändernde Leiden. Der moderne Mensch kommt nur sehr bedingt mit Situationen zurecht die brutal schiach san (hässlich sind 😉), die es aber einfach ohne schönreden und rosarote Brille auszuhalten gilt.

Wie kommst du zurecht? Wie geht es dir? Hast du einen Weg gefunden mit deiner Erkrankung zurecht zu kommen? Ich bin mir nicht sicher, das wären vielleicht für mich die besseren Alternativen zu „Ich hoffe es geht dir gut!“.

P.S. Ich trage ja tatsächlich die rosarote Brille und bin so mutig sie für den Blick auf die Realität immer mal wieder vom Kopf zu nehmen. Und weißt du was? Dieser Mut wird oft belohnt.

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